Ein Beitrag von Stefan Kroll und Georg Weidmann, terzStiftung
Was sind wichtige Themen für die terzStiftung auf dem Hintergrund ihrer Mission?
Die terzStiftung wurde 2007 von Pionieren der Altersarbeit gegründet, die über 50 Jahre deren Entwicklungen und den Wandel massgeblich mit gestaltet und mit geprägt haben. Die terzStiftung steht für eine generationenverträgliche Zukunft und eine neue Alterskultur, die Ältere nicht ausgrenzt, sondern aktiv einbezieht.
Welche Trends sind erkennbar und welche Projekte sind geplant?
Die Zukunftsforschung wartet mit einer Vielzahl von Trends und Schlagwörtern auf, welche die terzStiftung aufnimmt und soweit zu konkretisieren versucht, dass daraus umsetzbare Erkenntnisse gewonnen werden können. Begriffe wie «Silver Society», «Digital Health», «Single Gesellschaft», «Un-Ruhestand» benutzen wir als Auslöser für Befragungen, mit denen wir Bedürfnisse und Herausforderungen aufzeigen können. Darauf gestützt erarbeiten und publizieren wir gemeinsam mit unseren Partnern Lösungsansätze, die wir beispielsweise Altersinstitutionen und Gemeinden für deren eigene Strategieentwickluung zur Verfügung stellen.
Was sind die Erfolgsfaktoren für Innovations-Workshops mit Menschen aus der 3. Lebensphase?
Ganz allgemein geht es darum, mit den Menschen zu arbeiten und nicht über sie zu befinden. Die terzStiftung ist sehr stark an den europäischen Active Assisted Living (AAL) Projekten beteiligt, bei denen wir als Enduser-Organisation mit unseren terzExperten innovative Ansätze – beispielsweise im Bereich «Smart Home» – bereits in einem frühen Stadium begleiten. In diesen Workshops geht es nicht einfach darum, eine bestehende Lösung zu testen, sondern von der Idee her bis zur weiteren Entwicklung interaktiv beteiligt zu sein. Dabei gilt es, die Menschen auch aktiv zu fordern, auf Basis ihrer Kompetenzen und ihres Erfahrungswissens. Ältere Menschen sind keine Patienten und sollten auch nicht als solche behandelt werden. Wichtig ist die Anerkennung als selbstbestimmte Individuen mit vielfältigen Interessen, Hintergründen und Gewohnheiten. Ihnen den Blick in die Zukunft zu eröffnen, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, wenn wir nicht auf dem Status Quo verharren wollen.
Welche Anliegen und Wünsche hätte die terzStiftung an andere Akteure aus dem Ökosystem – sowohl private wie die der öffentlichen Hand?
Die terzStifung hat vor einiger Zeit die Petition «Stoppt die Ausgrenzung und Entmündigung der Alten!» an den Bundesrat eingereicht. Unser Credo findet sich in der Einführung: «Unsere Alterspolitik geht immer noch von einem überholten defizitären Altersbild aus. Was Not tut, ist eine langfristige generationenverträgliche Politik, die alte Menschen nicht ausgrenzt und entmündigt, sondern ihnen durch neue Aufgaben zeigt, dass sie noch wertvollen Nutzen stiften können. Heute werden die Menschen mit der Pensionierung «sozial entsorgt». Das ist würdelos!» Im Einzelnen geht es um Folgendes:
- Flexible statt starrer Altersgrenzen
- Chancengleichheit für ältere Mitarbeitende
- Mobilität fördern statt erschweren
- Pflegenotstand aktiv vorbeugen und verhindern
- Generationengerechte Infrastruktur um- und durchsetzen
- Altersdiskriminierung gesetzlich verbieten und sanktionieren
- Mehr Investitionen in die Altersforschung
Was ist dein persönliches Anliegen für agile ältere Menschen?
Nur mit Selbstreflexion erkennen wir, wer wir sind und was wir wollen. Ist der «agile ältere Mensch» eine Realität oder eine Vision? Ist es ein Bild, das auf alle zutrifft oder «darf» der ältere Mensch auch anders sein? Solche Fragen können nicht von Organisationen beantwortet werden, aber sie – wie beispielsweise die terzStiftung oder AIAS – können sie aufwerfen und zur vertieften Diskussion anregen – entscheiden, was für ihn oder sie richtig ist, muss letztlich jeder und jede selbst!